Malzbier in der Pferdefütterung

Auch heute noch hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Malzbier gesund für das Pferd sei. Fakt ist, dass Pferde früher meistens mehr arbeiten mussten als heute und somit auch einen deutlich höheren Energiebedarf hatten. Auch gab es damals noch kein Mineralfutter, womit man anderweitig schauen musste, wie man das Pferd mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt. Da man aber noch keine Hochleistungsgräser auf der Weide hatte und die Felder noch nicht einseitig gedüngt wurden, war das weniger schwierig, als es heute ist.

 

Malzbier kommt, wie der Name schon sagt, aus der Bierherstellung. Ein Unterschied ist, dass die zugegebene Bierhefe dabei kaum zum Gären kommt, weswegen sehr wenig Alkohol enthalten ist. Durch das Malz sind auch Mengen- und Spurenelemente enthalten, weswegen das Getränk angeblich so nützlich ist.

 

Sieht man sich die Nährwerttabelle jedoch mal genauer an, lässt sich feststellen, dass zwar diverse Nährstoffe enthalten sind, allerdings in so geringem Maße, dass man davon Unmengen füttern müsste, um überhaupt einen postivien Effekt erzielen zu können.

 

Ich nehme hier als Beispiel das Thema Hufwachstum, da ich es bereits mehrmals zu hören bekommen habe.

 Was braucht der Huf zum gesunden Wachstum in Bezug auf Nährstoffe? Biotin, Zink, Beta-Carotin bzw. Vitamin A und die schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein.

 

Ich habe hier zur Veranschaulichung eine Vergleichstabelle erstellt:

 

 

Erhaltungsbedarf Pferd 500 kg

Durchschn. Heu 1 kg

Malzbier 500 ml

Bierhefe 100 g

Biotin

32 mg

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0,0025 - 0,005 mg

0,02 mg

Zink

423 mg

30 mg

0,1 mg

8 mg

Vit A bzw.

B-Carotin

15861 IE

6000 IE

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Methionin/

Cystein

14 g

2,8 g

0,009 g

1,341g

 

Wie man erkennen kann, ist die Nährstoffversorgung in Malzbier sehr gering im Vergleich zu anderen, gesünderen Lieferanten. Hier kann also kein adequater Einfluss auf das Hufwachstum gegeben sein.

 

Auch die These, dass durch Malzbier Nährstoffe besser im Darm aufgenommen werden können, habe ich unter die Lupe genommen. Sie stammt vermutlich daher, dass Bier die Verdauung anregt und man dadurch mehr Nahrung aufnimmt. Dies geschieht dadurch, dass Bier die Produktion von Magensäure anregt. Genau das wollen wir aber bei Pferden eher nicht, da sonst die Gefahr von Magengeschwüren entsteht, sollte kein Puffer durch z.B. Heukauen zur Verfügung stehen.

 

Wenn man bei der Bierbrauerei etwas tiefer gräbt, ist von 3 Verdauungsenzymen die Rede, nämlich Amylase, Peptidase und Glucanase. Die vorhandene Menge in Bier konnte ich aber trotz Recherche nicht herausfinden, auch nicht, ob diese die Magenpassage überstehen.. Es gibt zwar eine Studie, bei der dem Pferd versuchsweise Verdauungsenzyme zugeführt wurden, allerdings denke ich nicht, dass man diese Mengen mit denen im Malzbier vergleichen kann. Fakt ist, selbst wenn man mit Malzbier das ein oder andere Enzym dazufüttern könnte, es ändert nichts an der vorhandenen Menge an Nährstoffen durch Futter im Darm. Enzyme kommen im Darm natürlicherweise schon vor und helfen, dass Futter zu zerkleinern.

 

Es wird gesagt, dass sich die Hufqualität durch Malzbier innerhalb von 2 - 3 Monaten gebessert hat. Wie man nun schon erkennen konnte, kann das nur schwer am Malzbier liegen. Sofern nicht nur ein subjektiver Eindruck entstanden ist, spielen bei der Hufstabilität viele Faktoren eine Rolle, sei es die Hufbearbeitung, die Hufpflege, die Zinkkur von vergangenem Halbjahr, das vor einiger Zeit gewechselte Mineralfutter, Weidegang, vermehrtes Laufen auf verschiedenen Untergründen, vermehrte Bewegung allgemein ect.

 

Was Malzbier allerdings schon liefert, sind Kohlenhydrate und zwar in Form von Zucker. In einer Flasche (0,5 l) sind 18 Zuckerwürfel enthalten - genausoviel wie in Cola. Gesund ist das gerade fürs Pferd als Zusatzfutter nicht.

 

Ich will das süße Getränk aber nicht gänzlich verteufeln: sofern das Pferd an sich einen gesunden Stoffwechsel hat, eignet es sich gut, mal ein unschmackhaftes Medikament einzuschleichen, oder das Pferd zum Trinken zu animieren, in dem man ein paar Schluck ins Trinkwasser kippt. Ich betone aber, dass hier kleinste Mengen gemeint sind.

 

 

Quellen:

 Meyer/Coenen Pferdefütterung

 www.nährwertrechner.de

 www.ernährung.de

 Wikipedia

 Die Wissenschaft vom Bier

 www.coca-cola-deutschland.de

 Conny Röhm